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Preis für Trierer Sänger Thomas Kiessling: In den höchsten Tönen gelobt

Trier. Der Trierer Tenor Thomas Kiessling ist der neue Träger des Franz Weissebach-Preises. Im Barocksaal des Sektkellers Bernard Massard hat die Trierer Prinzenzunft den Preis zum 31. Mal verliehen.

Der Präsident der Trierer Prinzenzunft, Jürgen Schlich, sagt: „Ich habe ihn gefragt, ob er bereit sei bei der Preisverleihung mitzuwirken.“ Die Antwort sei „Ja, klar“ gewesen. „Aber dieses Mal dann als Preisträger, Thomas.“ So hat sich das Telefonat zwischen Schlich und dem Preisträger Thomas Kiessling abgespielt. Nach dieser Ankündigung folgte eine lange Pause am Telefon, keiner etwas sagte. Kiessling sagt später, er habe es nicht glauben können und er hätte nicht gewusst, was er dazu sagen solle.

Der Franz Weißebach-Preis wird nur an bestimmte Menschen vergeben: „Die Prinzenzunft versucht in jedem Jahr einen Preisträger zu finden, der dem Naturell des Franz Weißebach entspricht“, sagt Schlich.

Und wie war das Naturell des Franz Weißebach? Schlich klärt auf: Weißebach (1860 – 1925) sei Privatier und Weingutbesitzer gewesen. Zu seiner Zeit träumte die Stadt Trier davon, den alten Exerzierplatz am Kurfürstlichen Palais, in eine grüne Parkanlage zu verwandeln. Doch leider war die Stadt knapp bei Kasse. Weßebach, ein sozial engagierter Witzbold, setzte die Stadt zu seinem Erben ein. Doch nicht, ohne sich noch einen Scherz zu erlauben. Testamentarisch verfügte er, dass mit seinem Erbe (3000 Liter Wein) nichts anderes finanziert werden dürfe, als ein Krematorium auf dem Hauptfriedhof. Es sei denn, dieses Unternehmen werde fünf Jahre lang vom Stadtrat abgelehnt. Dann dürfe mit dem Erlös aus dem Weinverkauf der Palastgarten errichtet werden. Fünf Jahre und Abstimmungen später, geschah es auch so.

Ein sozial engagierter Schelm war also Franz Weißebach. Und wie ist Thomas Kiessling so? „Der uns allen unvergessene Dieter Lintz (auch Weißebach-Preisträger) hat das im TV einmal treffend beschrieben“, sagt OB Wolfram Leibe (SPD) in seiner Laudatio. „An Thomas Kiessling führt, im besten Sinn, kein Weg vorbei. Benötigt der Kirchenchor einen starken Solisten, suchen die Heuschreck-Karnevalisten ein Aushängeschild, brauchen Tufa-Tanzkünstler einen Kooperationspartner, geht ein Reiseveranstalter auf künstlerisch-kulinarische Tour: Wetten, dass in Kiesslings Domizil das Telefon klingelt? Bei Kiessling fragt man selten umsonst.“

Leibe hält die Laudatio, weil es Tradition ist, dass der Preisträger des Vorjahres, seinen Nachfolger dementsprechend ehrt. So geschieht es auch, dass Leibe etwas tut, was er laut eigener Aussage bisher niemals öffentlich getan hat. Er reimt für den Tenor ein Gedicht: „Er singt Händel und Halaudi. Er kann Klassik, er kann Gaudi. Er kann ernst und er kann Scherz. Und er hat ein riesengroßes Herz.“ Kiessling hilft wo er kann, offenbar mit Vergnügen. Kurz nachdem er den Preis verliehen bekommt, kündigt er ein Benefizkonzert an, gemeinsam mit dem SAP-Synfonieorchester.

Das Preisgeld von 500 Euro gibt er an Petra Moske weiter. Sie ist eine Freundin von ihm, die sich als Gründungsmitglied des Vereins „Nestwärme“ verdient gemacht hat. Mit dem Geld unterstützt er Familien, die schwerstkranke Kinder pflegen. Eins liegt ihm Schlussendlich noch auf der Seele, und auf der Zunge. „Wir müssen wach bleiben. In der heutigen Zeit braucht jeder Hilfe, der Nachbar, die Famliie. Wir müssen aufpassen, dass falsche Gesinnungen nicht populär werden.“ Dann singt er Puccinis „Nessun Dorma“, italienisch für „Niemand schlafe“.

Trierischer Volksfreund, 05. November 2018